Deutschlands Online-Casinomarkt wächst weiter

Mit der Einführung des neuen Glücksspielstaatsvertrags im Juli 2021 hat sich der deutsche Markt für Online-Casinos grundlegend gewandelt. Während diese Regulierung zu einem spürbaren Rückgang der Steuereinnahmen geführt hat, die an den Staat abgeführt werden, bleibt die Nachfrage nach Online-Glücksspielen gleichzeitig ungebrochen hoch.
In diesem Artikel untersuchen wir, was in solchen Umständen geschieht. Darüber hinaus werfen wir einen Blick auf die demografischen Merkmale der Spieler und die zugrunde liegenden gesellschaftlichen Treiber der Nachfrage nach Online Glücksspiel.
Online Glücksspiel-Staatseinnahmen in Deutschland
Die Glücksspielsteuereinnahmen des deutschen Staates haben sich seit 2021 vor allem aufgrund der neuen Regulierung und des geänderten Spielerverhaltens verändert. Die auffälligste Entwicklung ist der Rückgang der Einnahmen aus Online Automatenspielen. Diese sanken von 430 Millionen Euro im Jahr 2022 auf 264 Millionen Euro im Jahr 2023 und weiter auf 213 Millionen Euro im Jahr 2024.
Warum haben sich die Einnahmen so stark verändert? Das ist hauptsächlich auf zwei Gründe zurückzuführen: Erstens wurden mit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 die Regeln für legale Anbieter von Online-Glücksspielen verschärft. Neue Auflagen wie ein monatliches Einzahlungslimit von 1.000 Euro, ein Einsatzlimit von 1 Euro pro Spielrunde bei virtuellen Slots sowie eine 5-sekündige Wartezeit zwischen den Runden sollten den Spielerschutz erhöhen. Diese strengen Regeln, die für viele Spieler unattraktiv sind, führten dazu, dass ein großer Teil des Glücksspiels auf den Schwarzmarkt abwanderte. Zweitens kam es dadurch zu einer verstärkten Abwanderung deutscher Spieler auf illegale Plattformen, die keine Steuern an Deutschland abführen.
Dies führte zu einem direkten Einnahmeverlust für den Staat im Bereich der Online-Casinos.
Man könnte sich fragen: Wie hat der Staat einen solchen Verlust überhaupt zugelassen? Die deutsche Regierung hat den Einnahmeverlust bewusst in Kauf genommen, weil das Hauptziel des Glücksspielstaatsvertrags nicht die Maximierung der Steuereinnahmen ist, sondern der Spielerschutz und die Bekämpfung der Spielsucht. Das Gesetz schafft jedoch die paradoxe Situation, dass es zwar den legalen Markt sicherer macht, aber Spieler, die vor den strengen Regeln fliehen, in die Arme des unkontrollierten Schwarzmarkts treibt, wo das Risiko der Spielsucht sogar noch höher ist.
Wo liegt also der Sinn? Der Sinn liegt in der politischen Absicht, die Kontrolle zu behalten und zumindest einen Teil des Marktes zu regulieren. Der Staat versucht, ein Gleichgewicht zu finden: Er schützt die Mehrheit der Spieler im legalen Bereich und hofft, dass die Lizenzen und die damit verbundene Rechtssicherheit langfristig so attraktiv sind, dass sie mehr Anbieter und Spieler anziehen.
Treiber der Nachfrage nach Online-Glücksspielen
Die Hauptgründe für die steigende Popularität des Online-Glücksspiels sind vor allem technologische Fortschritte. Mit der zunehmenden Verbreitung von Smartphones und mobilen Apps können Spieler jederzeit und überall auf Glücksspielplattformen zugreifen. Hinzu kommt, dass Online-Spielhallen eine riesige Auswahl an Spielen bieten, die traditionelle Spielhallen übertrifft. Willkommensboni und Treueprogramme ziehen neue Spieler an. Zusätzlich steigern technologische Innovationen wie Virtual Reality und die Integration von Kryptowährungen die Attraktivität für ein technisch versiertes Publikum.
Auch gesellschaftliche Gewohnheiten spielen eine wichtige Rolle. Die zunehmende Nutzung des Internets für nahezu alle Lebensbereiche hat das Online-Glücksspiel nämlich normalisiert. Es wird nicht mehr als isolierte Aktivität wahrgenommen, sondern als Teil einer umfassenderen Online-Unterhaltung, die auch Streaming-Dienste, soziale Medien und Online-Shopping umfasst. Die Gewohnheit, fast alle Transaktionen und Interaktionen digital abzuwickeln, senkt die Hemmschwelle, auch Geld für Online-Glücksspiele auszugeben.
Demografische Merkmale von Online-Glücksspielern in Deutschland
Geschlecht
Eine deutliche Mehrheit der Online-Glücksspieler in Deutschland sind männlich. Laut Statista liegt der Anteil männlicher Spieler bei etwa 70%, während weibliche Spieler 30% ausmachen. Bei Sportwetten ist das Ungleichgewicht noch größer.
Altersstruktur
Die Kernzielgruppe der Online-Glücksspielbranche ist die Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen. Sie machen einen Großteil der Spieler aus (ca. 70%). Auch jüngere Erwachsene (18-34 Jahre) sind eine wichtige Gruppe, insbesondere durch die Nutzung von Smartphones und Apps. Ältere Spieler (55+) neigen eher zu traditionellen Glücksspielen wie Lotterien.
Bevorzugte Spielarten
Während Sportwetten, insbesondere auf Fußball, bei der männlichen Zielgruppe sehr populär sind, erfreuen sich Online-Casinospiele (wie Spielautomaten, Roulette und Live-Dealer-Spiele) bei beiden Geschlechtern wachsender Beliebtheit. Die hohe Verfügbarkeit und Vielfalt an Slots macht sie zu einem der meistgenutzten Spielangebote.
Fazit
Die Nachfrage nach Online-Glücksspiel ist in Deutschland ungebrochen. Obwohl die Steuereinnahmen im legalen Online-Glücksspielsektor seit der Regulierung gesunken sind,
ist das Geld der Spieler nicht verschwunden. Es wird lediglich nicht mehr vollständig im legalen Sektor ausgegeben, was den Staat vor eine Herausforderung stellt, der er mit zwei Strategien begegnen kann.
Zum einen muss der Staat die Bekämpfung des Schwarzmarktes intensivieren, indem er rechtliche Schritte gegen illegale Anbieter einleitet und technische Maßnahmen wie das Sperren von Zahlungsströmen und IP-Adressen konsequent durchsetzt. Zum anderen kann er versuchen, den legalen Markt attraktiver zu gestalten, um die Spieler zurückzugewinnen. Dies könnte die Lockerung der strengen Regeln umfassen, sodass die lizenzierten Anbieter im Wettbewerb mit dem Schwarzmarkt bestehen können. Das Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu finden, bei dem sowohl der Spielerschutz gewährleistet als auch ein ausreichend attraktives Angebot bereitgestellt wird, um die Spieler im regulierten Bereich zu halten.